Inzwischen gibt es immer mehr Frugalisten. Dabei handelt es sich um Menschen, welche mit einer bewussten Lebensweise finanzielle Unabhängigkeit erlangen wollen. Was genau es mit dem frugalen Lebensstil auf sich hat, erklärt der nachfolgende Ratgeber.
Was ist Frugalismus?
Der Begriff klingt etwas gewöhnungsbedürftig und definiert die bescheidene, bewusste und einfache Lebensweise. Ziel der Frugalisten ist es, ein schnelles Vermögen aufzubauen und nicht bis zum Rentenalter arbeiten gehen zu müssen.
Grundsätzlich lässt sich der Frugalismus wie folgt beschreiben: Mehr Sparen, indem weniger ausgegeben wird, um nicht länger in sozialen Zwängen gefangen zu sein.
Im Grunde genommen gibt es schon seit geraumer Zeit Menschen die bewusst leben und damit unbewusst Frugalisten sind. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um Pfennigfuchser, sondern um eher um Menschen, die einen bewussten Umgang mit Geld anstreben.
Kein Wunder, denn unsere extreme Konsumgesellschaft sollte uns alle zum Nachdenken anregen und zum Handeln bewegen.
Um mehr Klarheit zu schaffen, bietet sich ein Blick auf die Grundsätze des Frugalismus an, welche sehr unterschiedlich sein können. Zum einen gibt es sehr streng definierte Regeln, zum anderen fallen die entscheidenden Einstellungsmerkmale etwas lockerer aus.
Empfehlenswerte Regeln für den sparsamen Lebensstil
Die 3-Tage-Regel sieht es vor, Dinge die man haben möchte, nicht sofort zu kaufen. Stattdessen sollte man den potenziellen Kauf ein paar Tage lang hinterfragen. Besteht nach drei Tagen immer noch die Notwendigkeit, wird der Artikel gekauft. Aber wirklich nur dann.
Unter Frugalisten heißt es, dass rund 4 Prozent des Einkommens frei ausgegeben werden kann, ohne dass dabei die langfristig angestrebte finanzielle Unabhängigkeit gefährdet wird.
Eine weitere Regel besagt, dass man sich Alternativen zur gesetzlichen Rente ins Bewusstsein ruft.
Ebenso bewusst sollte man mit seiner Zielsetzung umgehen. Das eigene Verhalten ist der Schlüssel zur finanziellen Unabhängigkeit. Es geht darum nur das zu besitzen, was im Alltag wirklich benötigt wird. Frugalisten geben Geld nur für die Dinge aus, welche sie persönlich weiterbringen. Der Fokus wird dabei auf das Ziel gerichtet, die finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Und zwar ohne sich davon ablenken oder sogar abbringen zu lassen.
Der Großteil der Einnahmen soll beiseite gelegt werden, während ein kleiner Rest in Erlebnisse investiert wird.
Eine weitere Regel bezieht sich auf das ständige Bewusstsein, dass sich grundsätzlich überall Geld sparen lässt. Dieses Bewusstsein wird gepaart mit langfristigen und gestreuten Investitionen.
Und dann wären da noch die 752er und die 173er Regel, welche zumindest von einigen Frugalisten beherzigt werden. Die wöchentlichen Ausgaben werden dazu mit 752 multipliziert. Die monatlichen Ausgaben mit 173 und es ergibt sich die Summe, welche man damit nach 10 Jahren gespart hätte. Diese Regeln beziehen sich natürlich nur auf wiederkehrende Ausgaben. Dabei handelt es sich um eine Regel, welche sehr viel Konjunktiv beinhaltet. Dennoch mag diese für viele Frugalisten eine zusätzliche Motivation sein.
Mit welchen Merkmalen lässt sich der Frugalismus am besten einordnen?
Frugalisten können und wollen verzichten. Sie verzichten auf alles, was sie für überflüssig halten. Damit sich der Frugalismus besser einordnen lässt, sollen nachfolgend einige Merkmale dieses besonderen Lebensstils aufgelistet werden.
Frugalisten…
- leben sehr sparsam und reduzieren ihre Ausgaben
- kaufen viele Gegenstände lieber gebraucht statt neu
- sind ambitioniert bis zu 70 Prozent vom Einkommen zu sparen
- versuchen möglichst günstig zu wohnen
- investieren ihre Ersparnisse um von den Zinsen zu leben
- kaufen nur günstige Lebensmittel ein
- verzichten auf teure Urlaube, ausgedehnte Shopping-Touren oder Parties
- besitzen nur das Nötigste
- verzichten auf teure Genussmittel (zum Beispiel Zigaretten und Alkohol)
- brauchen kein Auto und verzichten auf die neueste Technik
Die Vor- und Nachteile des Frugalismus
Wie alles im Leben lässt sich auch dieser bewusste Weg Geld zu sparen, in Pros & Contras unterteilen. Um eine klare Meinung zu bekommen, ist es wichtig die Vor- und Nachteile gegenüberzustellen. Denn dieser Lebensstil eignet sich nicht für jeden Menschen, weshalb bereits an dieser Stelle eine ganz bewusste Entscheidung getroffen werden muss.
Die Vorteile
- Bewussterer Konsum
- Gründliches Kostenmanagement
- Sparquote individuell anpassbar
- Erlernen von sinnvollen Investitionen
Der bewusstere Konsum schützt vor überflüssigen Käufen, welche im Nachhinein sogar bereut werden könnten. Das gründliche Kostenmanagement sorgt dafür, dass man bewusster mit seinen Einkäufen umgeht und sich Neuanschaffungen gründlich überlegt. Was die individuelle Sparquote betrifft, so handelt es sich um einen weiteren Vorteil. Die Sparquote kann je nach Lebenssituation angepasst werden. Wenn beispielsweise das Einkommen steigt, kann auch mehr Geld gespart werden. Und auch Investitionen können ganz klar zu den Vorteilen gezählt werden. Frugalisten beschäftigen sich ausführlich mit den verschiedenen Anlagemethoden, um die für sie passende Strategie zu erörtern.
Die Nachteile
- Leichtere Umsetzung für Topverdiener
- Einschränkungen durch extreme Sparsamkeit
- Eher für Stadtmenschen geeignet
- Variable Risiken (Inflation, Börsencrash etc.)
Oft heißt es, dass sich der frugale Lebensstil nur für Topverdiener eignet. Dabei lassen sich überflüssige Ausgaben auch mit weniger Gehalt einsparen. Ein weiterer Nachteil definiert sich natürlich über den Verzicht. Menschen die sich dazu entscheiden Frugalisten zu werden, dürften zunächst etwas an der Umstellung zu knabbern haben. Schließlich geht es auch darum Konsumgüter einzusparen, welche man für viele Jahre als Selbstverständlichkeit und als Teil des Lebens wahrgenommen hat. Das betrifft vor allem Sucht- und Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten. Ein weiterer Nachteil bezieht sich auf den Wohnort: Wer auf dem Land wohnt, ist in der Regel auf das Auto angewiesen, welches versteuert und regelmäßig mit Treibstoff befüllt werden will. Hinzukommen Versicherungen, Wartungen und Reparaturen. Menschen in der Stadt haben es oft leichter, da sie den Weg zur Arbeit beispielsweise mit dem Fahrrad zurücklegen können.
Frugalismus und Nachhaltigkeit: Passt das zusammen?
In der frugalen Lebensweise dreht sich letztendlich alles um das Thema Geld. Da stellt sich natürlich die Frage, wie Frugalismus und Nachhaltigkeit konform gehen beziehungsweise was das eine mit dem anderen zu tun hat.
Die Konsumkritik
Frugalisten gehen bewusster mit dem Kauf von Konsumgütern um und hinterfragen ihre Käufe. So, wie es auch beim sogenannten „Zero-Waste-Lebensstil“ der Fall ist. Wie die Bezeichnung bereits erahnen lässt, handelt es sich dabei um die bewusste Müllvermeidung.
Das optimierte Verhalten
Ganz gleich ob es um Nachhaltigkeit oder einen frugalen Lebensstil geht: Beide Vorsätze sorgen dafür, dass Menschen ihre Gewohnheiten ändern und bewusster mit Ressourcen umgehen. Wer beispielsweise immer einen Deckel auf den mit kochendem Wasser befüllten Topf legt um Energiekosten zu sparen, verbindet damit beide Lebensstile auf ideale Weise.
Wiederverwendbare Dinge nutzen
Viele Frugalisten achten stets darauf, auf Wegwerfprodukte zu verzichten. Dies hat den einfachen Hintergrund, dass der ständige Neukauf auf lange Sicht sehr teuer ist. Damit wird der Lebensstil dann deutlich nachhaltig. Vor allem im Hinblick auf die Vermeidung von Plastikmüll, welcher die Meere belastet.
Kritisch wird der Frugalismus immer dann, wenn gespart aber nicht verzichtet werden soll. Beispielsweise wenn man lediglich die Preise vergleicht, um billig zu kaufen. Das betrifft vor allem Billigflüge und ebenso günstige Fleisch- und Wurstwaren, welche aus der Massentierhaltung stammen. Damit erweist sich der frugale Lebensstil nicht mehr als nachhaltig und sollte dementsprechend kritisch betrachtet werden.
Wie lässt sich der Frugalismus im Alltag umsetzen?
Gebraucht kaufen
Um möglichst frugal zu leben, bietet sich der Kauf von gebrauchten Waren an. Dazu eignen sich Portale wie Ebay-Kleinanzeigen, wo sich vieles günstiger als im Handel erwerben lässt. Auf diese Weise werden nicht nur Ressourcen sondern auch das Portemonnaie geschont.
Ausleihen statt kaufen
Viele Dinge können inzwischen ausgeliehen werden. Das betrifft nicht nur Bücher aus der Bibliothek sondern auch Werkzeuge, Maschinen, Spielzeuge für Kinder und so weiter. Dafür stehen im Netz zahlreiche Plattformen zur Verfügung, auf denen es darum geht einen verschwenderischen Neukauf zu vermeiden.
Reparieren statt entsorgen
Wenn die Schuhsohle durchgelaufen ist, bedeutet das nicht dass der Schuh weggeworfen werden muss. Stattdessen bietet es sich an, den Schuh reparieren zu lassen. Auf diese Weise kann der Neukauf eingespart werden und die Umwelt wird ein kleines Stück weniger belastet.
Ungenutztes verkaufen
Wer einmal die Schränke ausmistet und alles verkauft, was nicht wirklich genutzt wird, stellt schnell fest, dass dabei ein kleines Vermögen zusammenkommen kann. Hier sollte man ehrlich zu sich sein: Wenn die Schlittschuhe im Schrank bereits eine Staubschicht angesetzt haben, ist das ein Indiz für den Verkauf. Vor allem im Hinblick darauf, dass deutsche Winter nicht unbedingt mit zugefrorenen Seen punktet.
Kostenlos telefonieren
Viele Dinge rationalisieren sich im Alltag von selbst weg. So zum Beispiel das überholte Festnetz-Telefon. Doch auch mit dem Smartphone lässt sich bare Münze sparen. Statt der weit verbreiteten Allnet-Flat, welche das Telefonieren in alle Netze ermöglicht, bietet es sich an über das Internet zu telefonieren (Zum Beispiel Skype oder WhatsApp) und den Mobilfunkvertrag beim Provider entsprechend einschränken zu lassen.
Wohnen im Tiny House
Nicht nur, dass es sich bei den XS-Häusern um einen absoluten Trend handelt, sie stellen eine sinnvolle Alternative zum bisherigen Wohnen dar. Vor allem, wenn es sich um Mietwohnungen in Großstädten handelt, welche immer teurer werden. Hier kann das Tiny House eine sinnvolle Investition sein, welche langfristig jede Menge Geld spart und den minimalistischen Lebensstil auch räumlich unterstützt.